Stehrollstuhl bei Schlaganfallrehabiliation
(Hemiplegie)

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall, insbesondere bei Patienten mit Hemiplegie (Halbseitenlähmung), hat das Ziel, die Mobilität wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Wahl der passenden Hilfsmittel, wie z.B. eines Rollstuhls, ist dabei von großer Bedeutung.

Die Herausforderung der frühen Rollstuhlversorgung

Oftmals steht in der ersten Phase nach dem Schlaganfall die schnelle Entlassung aus dem Krankenhaus im Vordergrund. Dies führt dazu, dass Patienten häufig einen Standard-Rollstuhl (manuell oder elektrisch) erhalten, da dieser schnell verfügbar ist. Ein Stehrollstuhl (auch mobiler Stehtrainer genannt), der dem Patienten das Aufrichten in die Standposition ermöglicht, wird in diesem frühen Stadium oft übersehen, obwohl er große therapeutische Vorteile bietet.

Therapeutische Vorteile eines Stehrollstuhls bei Hemiplegie

Vorteil Nutzen für Hemiplegie-Patienten
Gleichgewicht Die stabilisierte Stehposition trainiert die Kreislaufstabilität (orthostatische Toleranz) und bereitet den Körper auf ein intensiveres Gleichgewichtstraining vor.
Körperwahrnehmung Die Veränderung der Position fördert das Körpergefühl (Propriozeption) und die Orientierung im Raum.
Blickfeld Die erhöhte Stehposition vergrößert das Gesichtsfeld, was visuelle Trainingsmöglichkeiten erweitert und die soziale Interaktion erleichtert.
Gesundheitsprophylaxe Gesündere Verdauung durch Schwerkrafteinfluss auf die Darmbewegung (Peristaltik).Unterstützt die Darmtätigkeit (Darmperistaltik), stabilisiert den Kreislauf und beugt der Verkürzung von Muskeln und Sehnen (Kontrakturen) sowie Druckgeschwüren (Dekubitus) vor.
Knochenstärke Regelmäßiges Stehen fördert die Knochenmineralisierung und wirkt der Osteoporose (Knochenschwund) entgegen, die durch langes Sitzen oder Liegen entstehen kann.

Rezept für einen Stehrollstuhl bei Hemiplegie

Empfehlung und Versorgungsweg

Die Entscheidung über die geeignete Mobilitätshilfe wird individuell vom therapeutischen Team getroffen. Wenn der behandelnde Arzt und die Therapeuten ein Stehtraining befürworten, kann der Patient von einem Standard-Rollstuhl auf einen Stehrollstuhl umversorgt werden. Es ist aber ebenso möglich, den Stehrollstuhl zusätzlich zu einer vorhandenen Rollstuhlversorgung von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Stehen zu können ist eine eigenständiges Therapieziel, so dass auch ein eigenständiges Hilfsmittel zum Ausgleich bewilligt werden kann.

Wichtig: Patienten sollten die Integration eines Stehrollstuhls und die Erstellung eines individuellen Stehprogramms unbedingt mit dem Physiotherapie- und Ergotherapie-Team besprechen. Die Erprobung und präzise Verordnung dieses komplexen Hilfsmittels erfolgt in enger Zusammenarbeit mit einem Sanitätshaus, um eine optimale Anpassung an die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu gewährleisten.

Dabei sollte unbedingt eine Probe mit einem Stehrollstuhl der endgültigen Rezeptierung vorausgehen, damit alle Faktoren für einen therapeutischen Erfolg in der Verordnung berücksichtigt werden können.

Antriebsmöglichkeiten eines Stehrollstuhls bei Hemiplegie

Für Patienten, die noch über Restfunktionen verfügen, kann ein ein speziell angepasster manuell angetriebener Stehrollstuhl zum Einsatz kommen:

  1. „Trippeln“ (Hemi-Technik): Bei dieser Methode treibt der Patient den Rollstuhl durch Zug- und Schiebebewegungen des gesunden Beins an. Dies erfordert eine sehr niedrige Sitzeinstellung und abnehmbare Fußstützen.
  2. Einhandgreifreifen: Der Rollstuhl wird ausschließlich mit dem gesunden Arm gesteuert. Die Felge des Antriebsrades ist hierfür mit einem zweiten, kleineren Greifring verbunden. Eine zusätzliche Einhandbremse ist für die Sicherheit ratsam.
  3. Elektrischer Zusatzantrieb: Wenn die Kraft in den Armen für eine manuelle Steuerung nicht ausreicht, kann ein elektrischer Antrieb montiert werden, der die Fortbewegung deutlich erleichtert.

 

Fehlt es an den Voraussetzungen sich durch eigene Kraft fortzubewegen, kann auch auf einen elektrischen Stehrollstuhl zurückgegriffen werden.

 

Wenn „Trippeln“ nicht infrage kommt, ist der Einhandgreifreifen eine weitere Option. Dieser ermöglicht eine Steuerung des Rollstuhls nur mit Kraft des einsatzfähigen Arms. Eine Einhandbremse erleichtert das Bremsen sowohl für bei Einsatz des Einhandgreifreifens als auch beim „Trippeln“.

Wenn beide Optionen nicht geeignet sind, kann ein elektrischer Zusatzantrieb in Betracht gezogen werden. Er wird an Ihren Stehrollstuhl montiert und macht ihn fast zu einem Elektrorollstuhl.

Startklar im Stehrollstuhl: Ihr Trainingsvorteil

Regelmäßiges Training im Stehrollstuhl legt eine wichtige funktionelle Basis für die mögliche Wiedererlangung der Gehfähigkeit. Es ist eine funktionelle Brücke zwischen dem Sitzen und dem selbstständigen Gehen.

Nutzen für das Gehtraining Wie der Stehrollstuhl hilft:
Kreislaufstärkung Der Körper gewöhnt sich an die aufrechte Haltung; dies beugt Schwindel vor und ist notwendig für den Beginn des Gehtrainings.
Gelenkbeweglichkeit Sehnen, Bänder und Muskeln in Hüfte und Beinen werden gedehnt. Dies erhöht die Beweglichkeit und senkt das Verletzungsrisiko beim späteren Gehen.
Knochenstabilität Das Stehen unter Belastung stärkt die Knochenstruktur. Stabile Knochen sind essenziell, um die Belastung beim Gehen (Stoßabsorption) abzufangen.
Gleichgewichtsschulung Gesündere Verdauung Die Anforderung, die aufrechte Haltung zu halten, schult den Gleichgewichtssinn, was eine Grundvoraussetzung für das dynamische Gangmuster ist.

Um von den vielfältigen Vorteilen des Stehtrainings für Ihr zukünftiges Lauftraining optimal zu profitieren, sollten Sie unbedingt mit Ihrer Therapeutin/Ihrem Therapeuten darüber sprechen. Sie können Ihnen dabei helfen, ein individuelles Trainingsprogramm zu erstellen, das Ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigt und das Risiko von Verletzungen minimiert.

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