Der Stehrollstuhl bei
ALS (Amyotropher Lateralsklerose)

Therapie, Versorgung und Anforderungen

Der Stehrollstuhl ist bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS)  ein entscheidendes Hilfsmittel. Er kombiniert Mobilität, Therapie und Alltagshilfe. Die Versorgung erfordert einen frühzeitigen und bedarfsorientierten Ansatz.

Der kontrollierte Positionswechsel ins Stehen ist ein wichtiges „Workout“ für den Körper, das hilft, die durch ALS bedingte Muskelschwäche (Atrophie) zu kompensieren und die Lebensqualität zu fördern. Somit ist ein Stehrollstuhl eine Indikation mit zahlreichen therapeutische Vorteilen bei ALS.

Therapeutische Vorteile eines Stehrollstuhls bei ALS

Bereich Spezifischer Therapeutischer Effekt Präventiver/Funktionaler Nutzen
Atemwege Erleichtertes Abhusten durch die Rumpfstreckung. Unterstützung der Atemfunktion und Reduktion von Lungenkomplikationen.
Kreislauf Regelmäßiges Training des Herz-Kreislauf-Systems. Stabilisierung des Kreislaufs und Stärkung der orthostatischen Toleranz (Kreislaufreaktion auf das Aufstehen).
Muskeln & Gelenke Dehnung von Sehnen und Muskulatur. Vorbeugung und Milderung von Gelenkversteifungen (Kontrakturen).
Ausscheidung Vollständige Blasenentleerung durch Schwerkraft. Reduzierung des Risikos von Harnwegsinfekten (HWI).
Wohlbefinden Entlastung von Sitzflächen und aufrechte Haltung. Beitrag zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens.
Psychosoziale Vorteile Interaktion auf Augenhöhe (face to face). Verbesserte soziale Teilhabe; ein Stück Normalität im Alltag

 Der Wechsel in die stehende Position ist wie ein kleines Workout für Ihren Körper. Regelmäßiges Stehtraining stärkt Ihren Kreislauf, verbessert die Atmung und dehnt Bänder, Sehnen und Muskeln. Sie können im Stehen besser abhusten und Ihre Blase vollständig entleeren. All das ist ein Beitrag dazu, dass Sie sich besser fühlen.

Stehen heißt auch, wieder mehr am Leben teilhaben. Ein Stehrollstuhl  ermöglicht Ihnen die Interaktion mit anderen Menschen in aufgerichteter Position und bringt Ihnen so ein kleines Stück vergangener Normalität zurück.

Rezept für einen Stehrollstuhl bei ALS

Die Indikationsstellung und Rezeptierung erfolgt in der Regel durch das betreuende ALS-Zentrum oder den behandelnden Neurologen.  

Ein Stehrollstuhl ist mehr als nur ein Hilfsmittel – er ist ein Teil Ihres Lebens. Deshalb empfehlen wir unbedingt eine Probefahrt im häuslichen und relevanten Umfeld, um die Passgenauigkeit und Manövrierfähigkeit des Stehrollstuhls in Ihrem Alltag sicherzustellen. Wenn der klassische Alleskönner für Ihr Zuhause vielleicht nicht passt (zu groß oder zu schwer, unüberwindliche Treppe), lassen Sie sich Alternativen zeigen.

Sie waren nicht in einem ALS-Zentrum? Kein Problem! Ihr Sanitätshaus ist Ihr erster Ansprechpartner. Vereinbaren Sie einfach einen Termin für eine Probefahrt mit einem elektrischen Stehrollstuhl. 

Eine frühe Versorgung macht den Unterschied

Aufgrund des fortschreitenden Krankheitsverlaufs  der ALS muss der Versorgungsprozess frühzeitig begonnen werden.

Wenn Sie die Diagnose bekommen haben, sollten Sie umgehend den Prozess einleiten. Die Genehmigungszeit kann durchaus auch mehrere Monate dauern. Schonen Sie Ihre Kräfte und steigen Sie so früh wie möglich auf einen voll ausgestatteten, elektrischen Stehrollstuhl um.

Je früher Sie sich mit den Möglichkeiten des Rollstuhls vertraut machen, umso besser kann er Sie unterstützen. Sei es bei der Atmung, der Entlastung des Gesäßes oder der Stabilisierung des Kreislaufs.

Gewöhnen Sie sich und Ihr Umfeld daran, dass Sie jetzt mit Ihrem Rollstuhl überall dabei sind. Unsere Erfahrung zeigt, dass eine frühzeitige Versorgung langfristig deutlich bessere Ergebnisse bedeutet. 

Frühe Versorgung ist entscheidend: Es wird empfohlen, die Beschaffung eines voll ausgestatteten elektrischen Stehrollstuhls umgehend nach der Diagnosestellung einzuleiten, da Genehmigungen mehrere Monate dauern können. Eine frühe Gewöhnung maximiert den langfristigen Nutzen.

Was ist die richtige Ausstattung für Sie ?

Grundvorraussetzungen

Drei Grundvoraussetzungen sollten auf jeden Fall gegeben sein:

  1. Der gewählte Rollstuhl sollte die Aufrichtung sowohl aus der Sitz- als auch aus der Liegeposition ermöglichen. Das stellt sicher, dass das therapeutisch wichtige Stehtraining auch dann fortgesetzt werden kann, wenn die Kraft für das eigenständige Aufrichten aus dem Sitzen nachlässt.
  2. Angesichts der fortschreitenden motorischen Einschränkungen bei ALS sind maximale Anpassungsfähigkeit und vielfältige Steuerungsmöglichkeiten des Elektrorollstuhls notwendig.
  3. Die Größe und Ausstattung des Stehrollstuhls sollte so gewählt sein, dass sie Ihnen und denen, die Sie unterstützen den Alltag erleichtern. Bei bestimmten unabänderlichen baulichen Gegebenheiten kann es auch notwendig sein, für Außen und Innen unterschiedliche Rollstühle zu nutzen.

Antriebsarten

Die Wahl des richtigen Rollstuhls ist wie die Wahl eines Fahrzeugs: Jeder Antrieb hat seine eigenen Stärken und passt sich an unterschiedliche Bedürfnisse an.

Antrieb Charakteristik Optimales Einsatzgebiet
Mittelradantrieb Sehr intuitives Lenkgefühl; Drehung um die eigene Achse. Hervorragend für enge Räume und das Manövrieren auf kleinstem Raum
Hinterradantrieb Stabil und präzise; gute Spurtreue. Schwenkbereich sichtbar. Kontrolle des Schwenkbereichs innen; Vorteile beim Fahren durch den Begleiter (Zehen schonend).
Vorderradantrieb Gute Überwindung kleiner Hindernisse und enger Kurven. Innen- und Außenbereiche und leicht unebene Oberflächen.

Welcher Antrieb passt zu Ihnen?

Am besten testen Sie die verschiedenen Modelle in Ihrer gewohnten Umgebung. So können Sie selbst spüren, welcher Rollstuhl sich für Sie am besten anfühlt.

Welcher Rollstuhltyp passt zu Ihrem Lebensumfeld?

Auch die Größe und das Gewicht Ihres neuen Rollstuhls sollten an Ihre Lebensumgebung angepasst werden. Ob Sie in einer kleinen, gemütlichen Wohnung leben oder regelmäßig unterwegs sind – die richtigen Maße machen den Unterschied.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit Ihrem Rollstuhl bequem in Ihren Aufzug fahren oder durch eine enge Tür manövrieren. Hier kommt es auf jeden Zentimeter an.

Dann müssen Sie vielleicht über einen Kompromiss nachdenken. Wenn sich Ihre Wohnungssituation nicht ändern lässt, kann es eine Alternative sein, sich einen kleineren, leichteren und kompakteren Rollstuhl umzusehen.

In Einzelfällen kann es auch sein, dass eine Elektrorollstuhlversorgung nicht durchführbar ist. Auch dafür können wir Ihnen ein Angebot machen, dass Sie maximal unterstützt.  

Denn bei uns finden Sie eine große Auswahl an Rollstühlen in verschiedenen Größen und Gewichtsklassen. Von der BV50-Serien die dank leichten Lithium-Batterien zu den leichtesten Alleskönnern (um die 180kg) gehört, über kleinere Elektro-Stehrollstühle bis hin zum vollständigen Lagerungsrollstuhl mit Stehfunktion. Gemeinsam finden wir die perfekte Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse.

Arten der Sondersteuerungen

Spezial-Joysticks

Spezial-Joysticks erlauben präzise Steuerung bei minimalem Kraftaufwand (z.B. Micro- oder 0-Weg-Joysticks) angepasst an Ihre Handfunktion.

So gewinnen Sie mehr Unabhängigkeit und Komfort. 

Alternative Steuerungsmöglichkeiten

Modernste Technik alternativer Eingabegeräte wie Kinn-, Zungen-, Kopf-, Sensor- oder Augensteuerungen (Eyetracking) sichert die Mobilität auch bei stark eingeschränkter Motorik und lassen sich dank ausbaubarer Rollstuhlelektronik leicht integrieren.

Unsere Stehrollstühle sind mit diesen Steuerungen kombinierbar, sowohl für das Fahren als auch bei den Einstellungen der Steh- und Sitzpositionen. 

Umfeldsteuerungen

Auch  die Integration von Umfeldsteuerung zur Kontrolle von externen Geräten (z.B. Telefon, Fernseher oder Türöffner),  ist über unsere Elektronik darstellbar, was die Unabhängigkeit signifikant erhöht.

Das gilt auch für  Armhebehilfen oder Roboterarme die am Rollstuhl befestigt werden können und die Sie mit der Rollstuhlsteuerung bedienen können.

Sondersteuerungen

Sondersteuerungen

Hier finden Sie eine Vielzahl von
Steuerungen für den Kopfbereich.
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Rollstühle für ALS: Alternativen im Überblick

Nicht jeder Lebensraum ist für einen elektrischen Rollstuhl geeignet. Doch auch ohne einen vollelektrischen Rollstuhl können Sie Ihre Mobilität und Unabhängigkeit maximieren. Unser manuell angetriebener HILO M-MULTI bietet Ihnen die Freiheit, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln – ganz nach Ihren Bedürfnissen. Ein kompletter Lagerungsrollstuhl mit Stehfunktion. Und wenn Stehen keine Option ist, sorgt unser VARIO PLUS E mit seiner elektrischen Sitzverstellung für höchsten Komfort. Auf Wunsch ist zur Pflegeerleichterung auch ein Sitzlift verfügbar.

Dank zusätzlicher, elektrischer Antriebsmöglichkeiten sind unsere manuellen Modelle sogar mit einem vollelektrischen Rollstuhl vergleichbar. So finden Sie die perfekte Lösung für Ihre individuelle Situation.

Kontaktformular

Hier können Sie Ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit wir Sie zur Vereinbarung eines Probetermins zurückrufen können. Natürlich sind auch andere Nachfragen und Nachrichten zu unseren Produkten und Serviceleistungen herzlich willkommen.